Tempus loquendi...


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Tempus loquendi

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Eine CD in Form eines Rezitals für Flöte solo. Musik des 20. Jahrhunderts im Wechsel mit frühbarocken Variationen des blinden Glockenspielmeisters Jacob van Eyck aus dessen Sammlung Der Fluyten Lust-hof.

  • Edgard Varèse: Density 21.5
  • Jacob van Eyck: Stemme nova
  • Franco Evangelisti: Proporzioni; Strutture per flauto solo
  • Jacob van Eyck: Prins Robberts masco
  • Bernd Alois Zimmermann: Tempus loquendi...; Pezzi ellittici per flauto grande, flauto in sol e flauto basso
  • Jacob van Eyck: Comagain
  • Urs Peter Schneider: Zeremonienbuch

Edgard Varèse schrieb Density 21.5 im Jahr 1936 zur Einweihung von Georges Barrères Platinflöte. Der Titel bezieht sich auf das spezifische Gewicht dieses Edelmetalls. Der Tonumfang der Flöte wird bis zum viergestrichenen d erweitert, und zum ersten Mal in der Geschichte der Flötenliteratur kommen Klappengeräusche als musikalisches Material zum Einsatz.

Die Partitur des Stücks Proporzioni (1958) von Franco Evangelisti besteht aus zwölf Blöcken mit vier verschiedenfarbigen Notenzeilen, die genau auskomponiert sind. Bei der Spielreihenfolge kommt das Prinzip der Aleatorik (von lat. Alea = Würfel) zur Anwendung, wie Evangelisti es aufgefasst und in seiner Abhandlung “Vom Schweigen zu einer neuen Klangwelt” beschrieben hat: nicht Zufallsmusik, sondern eine berechenbare Anzahl möglicher Kombinationen. Der Komponist, der sich später in der Gruppe Nuova Consonanza der freien Improvisation zuwandte (u. a. zusammen mit dem Filmkomponisten Ennio Morricone), hat das Stück dem Flötisten Severino Gazzelloni gewidmet.

Texte aus dem Prediger Salomo, dem wohl pessimistischsten Buch des Alten Testaments, spielen besonders im Spätwerk von Bernd Alois Zimmermann eine zentrale Rolle. Tempus loquendi... (Reden hat seine Zeit; Prediger Salomo 3, 7; 1963) ist das einzige Werk, in dem Zimmermann Aleatorik angewandt hat. Die Teile 3, 4, 7 und 11 sowie die Coda sind in ihrem Ablauf klar festgelegt, während in den übrigen Teilen Notenpartikel auf dem Blatt verstreut sind, die frei zusammengesetzt und auch rückwärts gespielt werden können. Teil 13 besteht aus drei übereinander notierten Ebenen, die so “gleichzeitig” wie möglich erklingen müssen. Flöte, Altflöte und Bassflöte werden in diesem Werk zu einer ausdrucksstarken Klangrede kombiniert.

Urs Peter Schneiders Zeremonienbuch für ein Holzblasinstrument beinhaltet Material aus der Zeit von 1960 bis 1982. Es handelt sich um das dritte der Vier Bücher: Liederbuch, Chorbuch, Zeremonienbuch, Orchesterbuch. Sechs Texte deutschsprachiger Dichter aus sechs Jahrhunderten werden in 25 kurzen Solostücken bis zu zwölfmal inhaltlich und strukturell ausgelotet. Eine Umkehrung des Strophenliedes: statt dass verschiedene Gedichtstrophen mit der gleichen Musik vertont werden, hören wir unterschiedliche Musik zu demselben Text.

Besprechung der CD auf Codex Flores (Wolfgang Böhler)

 

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